Stoßwellen räumen Herzkranzgefäße frei St. Theresien-Krankenhaus Nürnberg

Kardiologen lockern mit Stoßwellen Kalk in Herzkranzgefäßen - wenige Kliniken bieten schonende Methode an

Für Patientinnen und Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit bietet das Team der Kardiologie im St. Theresien-Krankenhaus Nürnberg eine neue Behandlungsmethode an: Verkalkungen in den Herzkranzgefäßen werden mit Stoßwellenenergie aufgelockert. Schon seit den achtziger Jahren werden Kalksteine in der Gallenblase oder Niere mit Stoßwellen – auch Schockwellen genannt – die mit einem Spezialgerät (Lithotripter) erzeugt werden, von außen zertrümmert. Neu ist, dass dieses Verfahren jetzt auch in der interventionellen Kardiologie, also bei Eingriffen in den Herzgefäßen, angewandt wird. Die Behandlung stark verkalkter Engstellen der Herzkranzgefäße ist schwieriger als die einer normalen Gefäßverengung. Der Kalk ist hart und kann die Wand eines Gefäßes, das einen Durchmesser von drei bis vier Millimeter hat, bis zu zwei Millimeter ummanteln. Dies ist bei fast jedem zehnten  Patienten der im Herzkatheterlabor im St.Theresien-Krankenhaus behandelten Patienten der Fall.

Besonders ältere Patientinnen und Patienten leiden unter einer Herzkranzgefäßerkrankung mit ausgeprägter Verkalkung der Arterien. Unter Belastung, später auch in Ruhe, verspüren sie ein Druckgefühl im Brustkorb oder klagen über Atemnot. Die verkalkten Engstellen in ihren Arterien verhindern den normalen Durchfluss von Blut und beeinträchtigen damit die Sauerstoff-Versorgung des Herzmuskels. Die Behandlung dieser Engstellen war bisher nur mit sehr hohem Aufwand und damit einhergehend langen Untersuchungszeiten möglich. Durch die Verwendung des Stoßwellen-Katheters, der in lokaler Betäubung über die rechte Handgelenksarterie in das erkrankte Gefäßsegment vorgebracht wird, ist die Aufweitung und Stabilisierung der Engstelle jetzt sehr viel einfacher geworden. Der Kalkring in der Gefäßwand wird durch die Stoßwellen zertrümmert und in feinste Partikel zerrieben. Auf diese Weise wird der Widerstand gebrochen. Die Schockwellen-Abgabe selbst dauert nur etwa zwei Minuten und ist nicht schmerzhaft. Im Anschluss kann die Engstelle mit einem Ballonkatheter (ein Katheter ist ein dünner Plastikschlauch) aufgedehnt und mit einer Gefäßstütze (einem sogenannten Stent) versorgt werden. Das ist eine Spiraldrahtprothese, die die Engstelle offen hält.


In Bayern bieten nur wenige Kliniken die neue Stoßwellenmethode an, in der Fachsprache „Koronare Lithotripsie“ genannt an, in der Region Nürnberg wissentlich bisher nur das Universitätsklinikum in Erlangen.


Das neue Verfahren erweitert das Behandlungsspektrum des kardiologischen Schwerpunktes am St. Theresien-Krankenhaus in dessen Mittelpunkt das 24-Stunden-Herzkatheterlabor für Herzinfarktpatienten steht.


In Zusammenarbeit mit dem Radiologisch-Nuklearmedizinischen Zentrum Nürnberg (RNZ) mit seinem Standort am St. Theresien-Krankenhaus ist es zudem seit einigen Wochen möglich, neben der Stress-Echokardiographie, den Patientinnen und Patienten drei weitere bedeutende nichtinvasive Bildgebungsverfahren aus einer Hand anzubieten: Das Herz-MRT, die Herz-Computertomographie (CT) und die Herz-Myokardszintigraphie.


Mit dem Herz-MRT kann die Größe und Funktion des Herzens gemessen sowie Erkrankungen des Herzmuskels oder der Herzklappen genau charakterisiert werden. Da bei einer MRT-Untersuchung nur Magnetfelder zum Einsatz kommen, werden keine ionisierenden Strahlen wie bei herkömmlichen Röntgenuntersuchungen benötigt. Mit der kardialen MRT kann eindeutig festgestellt werden, wie weit eine Vernarbung nach Herzinfarkt fortgeschritten ist und wie viel gesunder Herzmuskel noch zur Verfügung steht. Bei unklaren Brustschmerzen kann außerdem durch einen Belastungstest untersucht werden, ob eine Herzkatheteruntersuchung zur weiteren Abklärung notwendig ist. Dabei wird dem Patienten während der Untersuchung ein Medikament appliziert, das etwaig vorhandene Durchblutungsstörungen aufdecken soll.


Das Herz-CT kommt im Vergleich zur kardialen MRT vor allem zur Darstellung der Herzkranzgefäße zum Einsatz. Bei ausgewählten Patienten kann dies als Alternative zu einer Herzkatheteruntersuchung eingesetzt werden, um Verengungen und Verschlüsse der Herzkranzgefäße nachzuweisen oder auszuschließen. Für die Darstellung der Herzkranzgefäße ist die Injektion von Kontrastmittel über eine Venenverweilkanüle notwendig, die anschließend wieder entfernt wird. Bevor dies erfolgt wird meist eine native Untersuchung (ohne Kontrastmittel) vorgeschaltet, um Kalk im Bereich der Herzkranzgefäße nachzuweisen beziehungsweise  auszuschließen. Der Kalknachweis gestattet es, frühzeitig solche Patienten zu identifizieren, die ein erhöhtes Herzinfarktrisiko haben. Durch eine dann eingeleitete präventive Therapie kann die Prognose dieser Patienten deutlich verbessert werden.


Die Herz-Myokardszintigraphie ist eine nuklearmedizinische Untersuchung des Herzens. Hierfür wird vom Arzt dem Patienten eine radioaktiv markierte Substanz appliziert, die mit dem Blutstrom zum Herzmuskel gelangt und sich dort für kurze Zeit anreichert. Eine Gammakamera dient dazu, die Strahlung sichtbar zu machen und das dadurch entstehende Bild zeigt die Verteilung der radioaktiven Substanz im Herzen an. Während ausreichend durchblutete Bereiche des Herzens die Substanz gut aufnehmen können, können schlechter durchblutete Bereiche die Substanz weniger gut aufnehmen. Die Myokardszintigraphie kann so zeigen, ob und in welcher Region Durchblutungsstörungen des Herzens vorliegen. Zudem kann sie Schäden im Herzmuskel nach einem Herzinfarkt ("Narben") nachweisen. Während der Untersuchungen fährt  man wie bei einem Belastungs-EKG (Ergometrie) Fahrrad.  

Patientinnen und Patienten haben somit nicht nur auf kurzen Wegen Zugang zu den derzeit modernsten Untersuchungsmethoden in der Kardiologie, sondern werden auch interdisziplinär von einem aufeinander abgestimmten Facharztteam individuell betreut. Dies ist gerade im Hinblick auf die bildgebenden Verfahren ein großer Vorteil. Gerade hat die europäische Gesellschaft im vergangenen Monat die Bedeutung der einzelnen Methoden nochmals erheblich aufgewertet (als sogenannte Klasse I-Indikation). So sollten im Prinzip alle Patienten, die nicht mit einem akuten Herzinfarkt in die Klinik eingewiesen werden oder über sehr typische Beschwerden schon bei geringer Anstrengung berichten, vor einer Herzkatheteruntersuchung mit wenigstens einer der vorgenannten Methoden untersucht worden sein. Nur diejenigen mit auffälligen Befunden sollten dann auch im Herzkatheterlabor weiter untersucht werden.

Foto: ShockWave Medical GmbH

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