Chirurgie der Bauchwandbrüche

Eingeweidebrüche sind ein weit verbreitetes Phänomen. Leidet ein Patient an einem schwachen Bindegewebe und ist der Bauchraum zudem einem erhöhten Druck ausgesetzt – beispielsweise durch schweres Heben, Husten, Schwangerschaft oder Wasseransammlungen – kann es zu einer Hernie (Eingeweidebruch) kommen. Es handelt sich um Vorfallen des Bauchfells durch eine Muskellücke in der Bauchwand oder im Zwerchfell. Es erkranken etwa 27 Prozent der Männer und drei Prozent der Frauen im Laufe ihres Lebens an einem Leistenbruch. Die Erkrankung kann sowohl Kinder als auch Erwachsene jeden Geschlechts und Alters treffen. In Deutschland werden derzeit etwa 270.000 Leistenbrüche und knapp 100.000 Bauchwandbrüche pro Jahr operativ versorgt.
Man unterscheidet:

  • Leistenhernie
  • Hiatushernie (= Zwerchfellhernie)
  • Epigastrische Hernie (= Bauchwandbruch)
  • Nabelhernie
  • Femoralhernie (= Schenkelhernie)
  • Narbenhernie
  • Femoralhernie (= Schenkelhernie)
  • Parastomale Hernie (= Narbenhernie am künstlichen Darmausgang)
Ein Foto von Prof. Müller
Prof. Dr. med.
Volker Müller
Chefarzt
Facharzt für Chirurgie, Spezielle Viszeralchirurgie
Sekretariat
Monika Huber
Klinik für Allgemein- Viszeral- und Gefäßchirurgie
Mommsenstraße 24 90491 Nürnberg

Beschreibung der Krankheitsbilder

Die häufigste Form der Hernie ist der Leistenbruch. Dabei stülpt sich das Bauchfell sackartig aus. In der Leistengegend treten Baucheingeweide durch eine Lücke entlang des Leistenkanals in der Bauchdecke. Häufig fällt der Bruch durch eine Vorwölbung auf.

Beschwerden treten nicht immer auf, allerdings können beispielsweise Teile des Darms in der Bruchpforte eingeklemmt werden, was zu starken Schmerzen führt. Das Risiko der Einklemmung beträgt etwa 1 bis 3 Prozent pro Jahr. 80 Prozent der Betroffenen sind Männer.

Bei Hiatushernien (Zwerchfellbrüche) rutscht ein ungewöhnlich großer Magenanteil durch das Zwerchfell in den Brustraum. Bei der schwersten Form der Hiatushernie gelangen sogar Teile des Dickdarms oder der Milz in den Brustraum.

Zu den Symptomen gehören unter anderem Sodbrennen, Übelkeit oder ein erhöhter Puls. Die klassische Refluxkrankheit beruht auf einem erhöhten Rückstrom von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre, dadurch wird diese geschädigt. Die Hiatushernie ist meist ein Hauptgrund für diese Erkrankung (englisch GERD = gastroesophageal reflux disease).

Die epigastrische Hernie ist ein Bruch an der vorderen Bauchwand zwischen Bauchnabel und Brustbein. Wenn es zu Beschwerden kommt, handelt es sich dabei meist um einen chronischen Druck im Oberbauch. Ist ein Organteil, häufig Schlingen des Dünndarms, im Bruchsack eingeklemmt, tritt ein plötzlicher und sehr starker Schmerz auf.

Nabelbrüche treten oft direkt nach der Geburt auf, machen aber auch ein Zehntel aller Hernien bei Erwachsenen aus. Es handelt sich um eine Hernie am oder um den Bauchnabel herum. Nabelhernien sind schnell ersichtlich und machen sich durch Schmerzen bemerkbar.

Fermoralhernien, auch als Schenkelbrüche bekannt, treten unterhalb des Leistenbandes auf und sind sehr schmerzhaft. Sie müssen schnell operiert werden, da die vorgefallenen Organteile sehr oft eingeklemmt sind. Überwiegend ältere Frauen mit Bindegewebsschwäche erleiden einen Schenkelbruch. Die Diagnose wird häufig nicht gleich gestellt, das sie im Vergleich zu den anderen Arten von Hernien schwierig ist.

15 bis 20 Prozent der Patienten leiden nach einer Bauchoperation an einer Narbenhernie, meist innerhalb des ersten Jahres nach der OP. Narbenbrüche sind einfach diagnostizierbar und sollten schnell operiert werden, da der Bruch immer größer wird.

Parastomale Hernien bezeichnen Narbenhernie neben einem künstlichen Darmausgang. 50 bis 80 Prozent aller Patienten mit künstlichem Darmausgang erleiden im ersten Jahr einen Bruch dieser Art.

Operation - Ja oder Nein?

Eingeweidebrüche sollten immer operiert werden, da sich die angeborene oder erworbene Lücke in der Bauchwand von alleine nicht wieder verschließt. Die Operation ist daher prinzipiell mit einer Heilung gleichzusetzen. Einige kleine, symptomlose Hernien müssen nicht unbedingt behandelt, wohl aber langfristig beobachtet werden. Eine Selbstheilung von Hernien gibt es bei Erwachsenen nicht.

In den meisten Fällen ist eine Operation klar zu empfehlen. Viele Hernien, besonders Leistenbrüche oder Narbenbrüche, vergrößern sich mit der Zeit – schwere Komplikationen in Form von Organeinklemmungen werden wahrscheinlicher. Schlimmstenfalls sterben wichtige Organteile ab oder es kommt zum lebensbedrohlichen Darmverschluss. Um Notoperationen zu vermeiden, sollte zeitnah nach der Diagnose ein Eingriff geplant werden.
Hernienoperationen sind Routineeingriffe, für jeden individuellen Fall und Patient steht eine optimale OP-Technik zur Verfügung.

OP-Methoden

Im Hernienzentrum des St. Theresien-Krankenhauses richtet sich die Operationsmethode nach der Art der Hernie, deren Stadium sowie nach der individuellen Situation des Patienten.

 Das Hernienzentrum präferiert minimal-invasive Verfahren über eine Laparoskopie (Bauchspiegelung). Man spricht auch von „Schlüsselloch-Chirurgie“ oder geschlossenen Operationen. Derartige Eingriffe sind besonders schonend, so dass der Patient in der Regel deutlich schneller wieder seinem Alltag und Sport nachgehen kann als nach einer klassischen, offenen Operation.

Sind in der Bauchhöhle Verwachsungen zu erwarten, ist der Bruch schon sehr weit fortgeschritten oder handelt es sich gar um einen Notfall, ist gelegentlich eine offene Operation nötig.

Leistenbrüche

Häufig kann bei Leistenbrüchen mittels der TAPP-Technik minimal-invasiv vorgegangen werden. Über drei kleine Einschnitte im Bereich des Bauchnabels setzen die Operateure unter dem Bauchfell ein Polypropylen-Netz zur Stärkung der Leistenregion ein. Die TAPP-Technik kommt auch bei Schenkelbrüchen zum Einsatz. Sie kann auch beidseitig durchgeführt werden.

Ist eine geschlossene Operation nicht möglich, wird über einen Schnitt über die Leiste operiert. Dabei kommt entweder das Lichtenstein-Verfahren zum Einsatz, bei dem man die Bauchwandschichten von innen nach außen rekonstruiert und ein Netz zur Verstärkung der Bauchwand eingenäht wird. Oder es wird das Shoulddice-Verfahren gewählt, bei dem der Operateur die Lücke mit körpereigenem Gewebe ohne Netz verschließt.

Epigastrische Hernien/Nabelhernien

Bei sehr kleinen Nabelbrüchen oder Brüchen an der vorderen Bauchwand kann man die Lücke direkt vernähen. Bei größeren Hernien wird mittels der IPOM-Technik minimal-invasiv in der Bauchhöhle ein Kunststoffnetz zwischen Darm und Bauchfell implantiert, das die Bruchlücke verschließt.

Im Falle einer epigastrischen Hernie implantieren die Operateure das Netz manchmal aber auch zwischen Bauchmuskulatur und Bauchfell (Sublay-Technik).

Narbenhernien

Nach der IPOM-Technik wird das Netz in der Bauchhöhle eingesetzt und drückt von innen gegen das Bauchfell. Operiert wird entweder minimal-invasiv oder offen. Wie bei epigastrischen Hernien kann auch hier die Sublay-Technik angewendet werden. Bei großen Narbenhernien der Bauchdecken kommt das Inlay-Onlay-Verfahren zum Einsatz, bei dem zwei Netze übereinander zur Verstärkung eingebracht werden.

Zwerchfellbrüche

Im Rahmen von Zwerchfellhernien kommen im St. Theresien-Krankenhaus verschiedene Verfahren zum Einsatz.

Bei der (laparoskopischen) Fundoplikatio nach Toupet wird eine Manschette aus Magenanteilen teilweise um die Speiseröhre herumgeführt, damit der Mageninhalt nicht in die Speiseröhre zurückfließt. Die Manschette wird durch Nähte am Zwerchfell befestigt.

Im Rahmen der laparoskopischen Fundophrenicopexie bringt man den Magen wieder in seine richtige Position und näht ihn an die vordere Bauchwand.

Eine weitere angewandte Methode ist die Hiatoraphie mit Netzimplantation.
Nach umfangreicher Diagnostik vor der OP wird das operative Verfahren festgelegt.
Liegt eine Zwerchfellhernie vor, wird nach Auslösen von Magenanteilen aus dem Brustkorb diese mit Nähten und gegebenenfalls mit der Einlage eines Netzes verschlossen (Hiatusplastik). Um ein Hochsteigen des Mageninhalts in die Speiseröhre zu vermeiden, kann dann durch eine aus Magenanteilen gebildeten Kette oder durch moderne Schrittmacherverfahren (EndoStim-Methode) dieser Vorgang durchbrochen werden. Diese Verfahren werden immer als minimal-invasive Eingriffe ausgeführt und bei über achtzig Prozent der Patienten kann damit eine völlige Beschwerdefreiheit erreicht werden.

Unser Qualitätsversprechen

2017 hat die Deutsche Herniengesellschaft (DHG) dem Hernienzentrum des St. Theresien-Krankenhauses das Gütesiegel „Qualitätsgesicherte Hernienchirurgie“ verliehen. Damit belegt das Team rund um Prof. Dr. med. Volker Müller, dass die Behandlung der Hernien nach gesicherten kontrollierten Qualitätsstandards erfolgt.

Als Mitglied der Herniamed Qualitätssicherungsstudie ist es uns ein besonderes Anliegen, dass die Behandlungen zu guten Langzeitergebnissen führen, Komplikationen selten auftreten und die Patienten bald wieder körperlich belastbar sind.

Das TKH und seine Werte

Trotz seines breiten Spektrums von Behandlungsmöglichkeiten bleibt das St. Theresien-Krankenhaus im Nürnberger Norden überschaubar und bietet eine familiäre Atmosphäre. Ein hohes Maß an Patientensicherheit wird durch eine enge Zusammenarbeit aller relevanten Fachabteilungen geboten.

Zuwendung und Menschlichkeit stehen bei den Behandlungen an erster Stelle. Das St. Theresien-Krankenhauses befindet sich in der Trägerschaft der Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser (Niederbronner Schwestern), die den besonderen Charakter des Hauses prägen. Unsere Teams der Klinikseelsorge, des Sozialdiensts und einer engagierten Gruppe ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer stehen Patienten und ihren Angehörigen zur Seite.

Unser Spezialist: Prof. Dr. med. Müller

Ein Foto von Prof. Müller
TGE - gTrägergesellschaft mbH für die Einrichtungen der Schwestern vom Göttlichen Erlöser  (Niederbronner Schwestern) X