Urologische Sprechstunde für Kinder und Jugendliche
Jungensprechstunde
Mit dem Einsetzten der Pubertät ändert sich für Kinder, die zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden, viel. Mädchen und junge Frauen gehen in dieser Zeitspanne zum Frauenarzt. Jungen fehlt bei diesem wichtigen Entwicklungsabschnitt oft ein medizinischer Ansprechpartner.
In der sogenannten Jungensprechstunde, die für alle Jungen ab ca. 10 Jahren geeignet ist, können Fragen und Probleme mit einer Urologin oder einem Urologen offen besprochen werden. Die Jungensprechstunde ist eine Initiative der Deutschen Urologen in Zusammenarbeit mit der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung e.V. und legt ihren Schwerpunkt auf Beratung und der Entwicklung des Gesundheitsbewusstseins der Jugendlichen.
Diese Ärztinnen und Ärzte machen es sich zur Aufgabe, Unsicherheiten und schambesetzte Themen wie sexuelle Entwicklung, die häufig auch im nahen Umfeld nicht leicht kommuniziert werden können, mit den Jugendlichen aufzuarbeiten. Die Anwesenheit der Eltern ist im gegenseitigen Einverständnis selbstverständlich möglich. Erfahrungsgemäß können sich vor allem die älteren Jugendlichen eher in deren Abwesenheit öffnen und ihre Sorgen und Fragen gezielt anbringen.
Mögliche Themen der Jungensprechstunde:
- Fragen zur Pubertät und Entwicklung
- Selbstuntersuchung der Hoden
- Impfstatus inkl. HPV
- Fragen rund um Sexualität und Verhütung
- Schutz vor Geschlechtskrankheiten
Infomaterial:
HPV-Impfung für Kinder & Jugendliche
Die HPV-Infektion ist eine weit verbreitete Virusinfektion, die bereits bei dem ersten Sexualkontakt übertragen werden kann. Es gibt viele verschiedene HP-Virustypen. 13 davon können Krebs unter anderem am Gebärmutterhals, am Penis, Anus oder im Mund- und Rachenraum verursachen. Jährlich erkranken rund 7850 Männer und Frauen an Krebs, der durch HPV ausgelöst wird. Zudem ist HPV die Ursache für ca. 120.000 Erkrankungen an Genitalwarzen pro Jahr. Die Behandlung ist oft langwierig und unangenehm. Mit der Impfung gegen HPV kann bestimmten HPV-bedingten Erkrankungen vorgebeugt und das Risiko für HPV-bedingte Krebsarten gesenkt werden.
Verfügbare Impfstoffe:
Zugelassene Impfstoffe gegen HPV sind der bivalente HPV-Impfstoff Cervarix® und der neunvalente Impfstoff Gardasil®9. Gardasil®9 bietet einen zusätzlichen Schutz vor HPV-Typen, die für etwa 90 % der auftretenden Genitalwarzen verantwortlich sind.
Zeitpunkt und Impfschema:
Der wirksamste Impfschutz gegen die im Impfstoff erhaltenen Virustypen entsteht, bevor eine persistierende HPV-Infektion stattgefunden hat, also im besten Fall vor dem ersten Sexualkontakt. Dennoch ist eine Impfung auch nach bereits stattgefundenem Sexualkontakt und sogar nach einer HPV-Infektion sinnvoll, da sie gegen andere HP-Virustypen schützen kann.
- Im Alter von 9 bis 14 Jahren: 2 Dosen im Abstand von mind. 5 Monaten
- Ab 15 Jahren: 3 Dosen innerhalb von 6 Monaten
Versäumte Impfungen sollten so schnell wie möglich nachgeholt werden. Eine Auffrischimpfung ist nach derzeitigem Empfehlungsstand nicht erforderlich.
Kosten:
Die Kosten für die HPV-Impfung übernimmt für Jungen und junge Männer die Gesetzliche Krankenkasse.
Prophylaktischer Schutz:
Mit der HPV-Impfung können Sie das Risiko Ihres Kindes, später im Leben aufgrund von HPV an Krebs zu erkranken, deutlich senken. Die Schutzwirkung der HPV-Impfung von Gebärmutterhalskrebs liegt bei bis zu 94 Prozent. Bei den anderen Krebsarten (Anal-, Penis- oder Mund-Rachen-Krebs) liegt die Schutzwirkung der HPV-Impfung je nach Krebsart zwischen 50 bis 76 Prozent. Mit einem der beiden verfügbaren HPV-Impfstoffe können Sie das Risiko ihres Kindes, später an Genitalwarzen zu erkranken, um 90 Prozent senken.
Sicherheit der Impfung:
Mittlerweile sind ca. 270 Mio. Impfungen weltweit durchgeführt worden. Dabei traten neben bekannten Impfnebenwirkungen bis auf Einzelfälle keine anhaltenden oder die Gesundheit nachhaltig beeinträchtigenden Nebenwirkungen auf. Dies wurde vor und nach der Zulassung in umfangreichen Studien untersucht.
Durch die Impfung kann es einmal zu lokalen Reaktionen an der Einstichstelle kommen (Rötung, Schmerzen, Schwellung, etc.).
Die Impfnebenwirkungen sind nicht häufiger als bei anderen Impfungen. Dazu gehören als häufige Nebenwirkungen zum Beispiel Schwindel, Abgeschlagenheit oder Kopfschmerzen. Diese sind vollständig reversibel und zeitlich begrenzt. In sehr seltenen Fällen kann eine Anaphylaxie auftreten (ca. 1,7 Fällen pro 1 Millionen Impfungen).
Das Paul-Ehrlich-Institut, zuständig für die Sicherheit von Impfstoffen, stellt auf seinen Internetseiten weitere Informationen zur Verfügung (www.pei.de).
Infomaterial:
Enuresis und kindliche Harninkontinenz
Enuresis beschreibt den nächtlichen unwillkürlichen Urinverlust. Man verwendet den Begriff ab dem 5. Lebensjahr, bis dahin ist nächtliches Einnässen normal. Danach ist es als Symptom und nicht als Erkrankung zu verstehen. Eine Harninkontinenz liegt vor, wenn der unwillkürliche Urinverlust in den Tagesstunden passiert. Beide Arten des Einnässens können in Kombination vorliegen. Dabei ist zu beachten, dass erst ab einmal Einnässen pro Monat über mindestens drei Monate von einer Störung gesprochen werden sollte.
Einnässen bei Kindern ist keine Seltenheit. Im Grundschulalter nässen noch ca. 10% der Kinder ein, bei den 15-jährigen sind es noch rund 1,5%. Falls das Kind noch nie länger als 6 Monate am Stück trocken war, spricht man von einer primären Enuresis, was auf bis zu 80% der bettnässenden Kinder zutrifft. Nach einer Trockenphase von über sechs Monaten spricht man von einer sekundären Enuresis.
Ursachen des Einnässens:
Die Ursachen für Einnässen sind äußerst vielfältig. In den allermeisten Fällen liegt eine sogenannte Reifungsverzögerung vor. Aufgrund der zu kleinen Harnblase, erhöhter Urinproduktion nachts oder zu tiefem Schlaf kommt es zum Einnässen. Möglichkeiten den Reifeprozess zu unterstützen, besprechen wir mit den Familien in unserer urologischen Spezialsprechstunde.
Weitere Ursachen können erlerntes Fehlverhalten wie Beckenbodenfehlkoordination, anatomische Fehlbildungen, eine Harnwegsinfektion, eine überaktive Harnblase oder eine neurogene Blasenentleerungsstörung sein. Zudem gibt es eine familiäre Komponente. Sollte ein oder beide Elternteile eingenässt haben, ist das Kind häufig auch betroffen. Mittlerweile ist bekannt, dass Einnässen mit dem Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätssyndrom einhergehen kann. Insbesondere bei der sekundären Enuresis wird im Gespräch auch auf mögliche Ursachen wie psychische Belastung oder seelische Traumata eingegangen. Sollte die Ursache Verstopfung sein, kann durch gezielte Behandlung auch die Einnässsymptomatik verbessert werden.
Diagnostik:
Dabei wird die Differenzierung zur Tages- und Nachtsymptomatik wichtig. Bei regelmäßigem Einnässen am Tag ist eine Abklärung jenseits des 5. Lebensjahres ratsam, um körperliche Ursachen auszuschließen.
In der urologischen Spezialsprechstunde hat neben dem Gespräch und einem Miktionstagebuch über Trinkgewohnheiten und Ausscheidungsverhalten, der Ultraschall, die Harnstrahlmessung und die Urindiagnostik einen hohen Stellenwert. Blutuntersuchungen oder aufwendige apparative Untersuchungen wie die Blasendruckmessungen, sind nur in Ausnahmefällen nötig.
Therapie:
Wichtig zu wissen für Eltern und Kinder ist, dass die Spontanheilungsrate pro Jahr bei ca. 15% liegt.
Bei nicht organischem Einnässen wird eine Verhaltenstherapie durchgeführt: Flüssigkeitseinnahme und Toilettenangewohnheiten werden umgestellt und das Bewusstsein für die Blasenfüllung trainiert. Dazu stehen Weckpläne, Klingelhosen sowie Beckenbodentraining mit und ohne Biofeedback zur Verfügung. Dies können speziell für Kinder ausgebildete PhysiotherapeutInnen unterstützen. Eine medikamentöse Therapie ist selten erforderlich. Bei den vielfältigen Ursachen wird für jedes Kind und jede Familie gemeinsam ein individuelles Therapiekonzept festgelegt.
Infomaterial:
www.urologenportal.de/fileadmin/MDB/PDF/Patienteninformation/EiEnuresis_HWI_Broschuere.pdf